Cansativa Experten Dialog: Im Gespräch mit Melanie Dolfen, Apothekerin und Pionierin für Medizinalcannabis
Sie sind Apothekerin und Unternehmerin zugleich. Was treibt Sie an?
Zum einen stehe ich unter Spannung und versuche dabei, möglichst entspannt zu bleiben. Einerseits bin ich altmodisch und denke, eine Apothekerin hat mehr von einer Hausärztin als von einem Kaufmann. Analog zum Hausarzt sind wir für viele Menschen die Hausapotheke. Wir sind beratende Apotheken. Man kennt sich, man vertraut sich, gerade wo wir uns spezialisiert haben mit #kinkgesund und medizinal.com. Andererseits bin ich voll im Start-up-Modus. Wir arbeiten daran, die Apotheke neu zu erfinden. Als Unternehmerin interessiere ich mich für die personalisierte Medizin, die hoffentlich kommen wird. Individuelle Pharmazie begeistert mich! Da bin ich Aktivistin. Ich bin sehr kritisch mit Big Pharma und dem industriellen Blick auf Menschen und ihre Gesundheit. Dabei kann es nicht bleiben.
Einer Ihrer Schwerpunkte ist die Versorgung mit medizinischem Cannabis. Was waren für Sie als Apothekerin, aber auch als Unternehmerin die größten Herausforderungen in den letzten Jahren?
Medizinisches Cannabis hat sich noch immer nicht als seriöses Arzneimittel etabliert, was mich täglich vor große Herausforderungen stellt. Die größten Schwierigkeiten ergeben sich aus unserer Rolle als Apotheke, was wir deutlich an den Schikanen der Kassen, der Desinformation durch Verbände und der Pharma-PR spüren. Es herrscht die Auffassung, dass nur Therapien mit fertigen Arzneimitteln sinnvoll seien, was zu einem latenten Misstrauen gegenüber Patientinnen und Patienten führt, die angeblich nur standardisierte Industrieprodukte erhalten sollten. Dies untergräbt die Wertschätzung unserer pharmakologischen Expertise, obwohl wir genau wissen, wie diese Behandlungen wirken und wie sie den Betroffenen helfen können. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) scheinen gegen uns zu arbeiten und versuchen, die Therapie mit Cannabisblüten zu verdrängen. Dazu kommt, dass die Forschung zu Medizinalcannabis unzureichend ist, was die Situation weiter verschärft.
Was ist aus Ihrer Sicht der größte Irrglaube über Medizinal Cannabis?
Wir haben immer noch die gleichen Vorurteile. Ein großer Irrglaube ist, dass Cannabis, das geraucht werden kann, keine Medizin sein könne. Viele denken, Rezepte für Cannabisblüten seien nur für den Genuss. Doch das ist falsch. Mit dieser „gescheiterten Legalisierung“, so sehe ich sie, macht mir Kopfzerbrechen, weil ich befürchte, dass die Krankenkassen irgendwann damit durchkommen und die Blüten nicht mehr finanziert werden. (Das haben wir schon einmal verhindern können im Jahr 2023). Das wäre sehr schlecht für die schwerwiegend oder überwiegend schwerkranken Patientinnen und Patienten, denen das wirklich hilft.
Was hat sich für Sie seit dem Inkrafttreten des Cannabisgesetzes verändert?
Das Chaos in den Apotheken ist größer. Es fällt uns schwer zu unterscheiden, wer Patient ist und wer Freizeitkonsument. Die Flut an minderwertiger Ware und das Aufkommen dubioser Online-Plattformen (und ich möchte sie nicht alle über einen Kamm scheren) erschweren unsere Arbeit zusätzlich. Wir haben es leider verpasst, hier eine richtige Trennlinie zu ziehen. Es ist nicht unsere Aufgabe als Apotheke zu entscheiden, ob jemand wirklich Patient ist oder ob der verschreibende Arzt legitim ist.
Natürlich ist es einfacher für Ärzte, sich dem Thema jetzt anzunehmen und Verschreibungen vorzunehmen. Doch trotz der Legalisierung hat sich in der Wahrnehmung der Menschen wenig verändert. Das Thema hat zwar gesellschaftlich Anklang gefunden, aber ob mehr von den bereits bekannten Ärzten oder neuen niedergelassenen Ärzten Engagement gezeigt wird, lässt sich schwer beurteilen.

Warum ist für Sie die Legalisierung gescheitert?
Die Ankündigung, dass Deutschland legalisieren wird, hat dazu geführt, dass Hersteller Kapazitäten aufgebaut haben, für die es jetzt keinen legalen Markt gibt. Die zweite Säule der Legalisierung ist ja nicht gekommen. Die Kommerzialisierung hat nicht stattgefunden. Was in Cannabis-Shops hätte landen sollen, drückt nun in die Apotheken. Das hat dazu geführt, dass im Internet eine dubiose Infrastruktur entstanden ist, die Konsumenten zu Patienten deklariert. Im Moment fehlt die zweite Säule sehr deutlich. Ich stehe für die Sache Medizinalcannabis als seriöses Arzneimittel durchzubringen und nicht Freizeitkonsumenten jetzt über Umwege zu beliefern. Ich möchte eine solide zweite Säule aufbauen, um dann zu diskutieren, wo Freizeitkonsumenten in Zukunft ihr Cannabis kaufen können.
Was würden Sie sich von der Bundesregierung für eine nachhaltige Stärkung und Weiterentwicklung der Versorgung mit medizinal Cannabis wünschen?
Die Legalisierung bringt Medizinalcannabis massiv unter Druck, weil es die Politik versäumt hat, den Unterschied zu Freizeitcannabis klar zu regeln. Das muss dringend nachgeholt werden! Meiner Meinung nach sind mehr staatliche Qualitätskontrollen und deutlich mehr Forschung notwendig. Wir müssen daran arbeiten, damit wir verbindliche Indikationen festlegen können. Zudem ist eine bessere Anerkennung und Finanzierung der patientenindividuellen Apothekenarbeit erforderlich. Unsere Expertise haben wir uns mühevoll und aus eigenem Antrieb erarbeitet, da im Studium nichts über Medizinalcannabis gelehrt wird. Diese Inhalte gehören definitiv in die Ausbildung von Ärzten und Apothekern.
Sons(t) noch was?
Habt Ihr spezielle Fragen oder Anregungen für das Cannabis-Briefing? Dann schreibt uns eine Mail an briefing@cansativa.de. Wenn Ihr Interesse habt, mit uns die Cannabisbranche zu revolutionieren, dann bleibt dran und folgt unseren Briefings!
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Mit legalisierenden Grüßen
Jakob Sons
Gründer von Cansativa
Benedikt Sons
Gründer von Cansativa
Jakob Sons
Gründer von Cansativa
Benedikt Sons
Gründer von Cansativa
Sommer Highlights: Unsere Tipps für spannende Cannabis-Veranstaltungen
Der deutsche Cannabis-Event-Sommer 2024
Wir starten mit einem Klassiker – der Mary Jane, die vom 14. bis 16. Juni zum ersten Mal in ihrer neuen Heimat, der Messe Berlin, stattfindet. Bei den vielen Veranstaltungspunkten ist für alle etwas dabei: Auf der Messe präsentieren 400 verschiedene Unternehmen aus der Branche den erwarteten 40.000 Besucher:innen ihre Produkte und ihr Wissen rund um die Hanfpflanze. Noch inhaltlicher wird es auf der Konferenz mit Fachgesprächen, Podiumsdiskussionen und Keynote-Speeches, unter anderem mit Bundestagsabgeordneten. Für gute Stimmung sorgt ein eigenes Festival, bei dem verschiedene Live-Acts die drei Tage musikalisch begleiten.
Unter freiem Himmel kann man rund zwei Monate später bei der HAMCAN am 02. und 03. August in Hamburg viel Neues lernen: Auf der Konferenz berichten über 40 verschiedene Expert:innen aus Bereichen wie Medizinalcannabis, Industrie, Marketing, Anbau und Politik über ihre Erfahrungen und Themen. Einen guten Überblick über die neuesten Produkte aus der Cannabisindustrie können sich Besucher:innen schon vorher auf der Ausstellung im ehemaligen Hauptzollamts am Hamburger Hafen verschaffen.
Wem der Weg in den Norden zu weit ist, der kann sich vom 23. bis 25. August auf der Cannafair in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf über die neuesten Entwicklungen der Branche informieren. Auch wenn auf der Messe die Aussteller und die Begegnung im Vordergrund stehen, können sich Gäste auf der „Canference“ mit verschiedenen Cannabis-Expert:innen aus ganz Deutschland austauschen.
Von Expert:innen für Expert:innen
Auf der Cannabis Business Europe am 04. und 05. Juni in Frankfurt am Main können sich alle, die den Weg von Unternehmen im Bereich Cannabis, Hanf und CBD mitgestalten, austauschen. Als eine der größten Fachmesse bietet sie viele Möglichkeiten, sich mit anderen Unternehmen aus den Bereichen Anbau, Technologie, Vertrieb und Forschung zu vernetzen. Neues Wissen wird auch im Rahmen von Workshops und Vorträgen zu Themen wie nachhaltiger Anbau, Innovationen und rechtliche Rahmenbedingungen vermittelt.
Die Cannabis Business Expo, die vom 19. bis zum 21. September in Dortmund veranstaltet wird, bringt Branchenexpert:innen aus der gesamten Wertschöpfungskette – vom Anbau bis zum Vertrieb – zusammen. Zu den diesjährigen Themenschwerpunkte gehören auch die Legalisierung von Cannabis für den Freizeitkonsum in Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie die Herausforderungen und Trends von Cannabis in der Medizin.
Grüne Entwicklungen in Europa
Während der deutsche Cannabis-Sommer bereits mit vielen Veranstaltungen überzeugt, lohnt sich auch ein Blick über den Tellerrand. So bietet sich für Wissenschaftler:innen im Bereich Cannabis ein Besuch des International Cannabonoid Research Society Symposium vom 30. Juni bis zum 05. Juli in Salamanca, Spanien an. Dort werden internationale Forschende in über 50 Vorträgen und mehr als 200 Posterpräsentationen ihre neuesten Erkenntnisse austauschen und diskutieren.
Für diejenigen, die eine Reise auf die britischen Inseln in Erwägung ziehen: Die Cannabis Europa am 25. und 26. Juni in London bietet Unternehmer:innen und Interessierten mit über 50 Ausstellern aus mehr als 37 Ländern einen Einblick in die Chancen und Herausforderungen der Cannabiswirtschaft.
Wer es besonders groß mag, kommt auf dem Cannafest in Prag vom 01. zum 03. November auf seine Kosten. Sie gilt als eine der weltweit größten Messe für Cannabis zu Freizeit- und medizinischen Zwecken. Gerade im Hinblick auf die neuen Pläne der tschechischen Regierung zur weiteren Entkriminalisierung von Cannabis aus dem letzten Jahr könnte es spannend sein, den Stand der Dinge vor Ort zu erfahren.
Wir freuen uns über die die vielen neuen Entwicklungen in der Cannabis-Welt und über die neue Dynamik, die das Cannabisgesetz in Deutschland ausgelöst hat und sind gespannt, wohin uns die Reise als Branche in den kommenden Monaten führen wird. Wir werden sicherlich auf der einen oder anderen Veranstaltung vertreten sein. Bis dahin – wir sehen uns!
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Jakob Sons
Gründer von Cansativa
Benedikt Sons
Gründer von Cansativa
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Gründer von Cansativa
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Das Cannabisgesetz: Was kann Regulierung leisten, was nicht?
Ein Gesetz – verschiedene Erwartungen und Voraussetzungen.
In den einzelnen Bundesländern gibt es sehr unterschiedliche Erfahrungen in der Drogenpolitik. Gleichzeitig sind die Entscheidungsträgerinnen und -träger in den Ländern mit kulturell sehr unterschiedlichen Wählergruppen konfrontiert. Entsprechend vielfältig sind die politischen Rahmenbedingungen. Durch den unterschiedlichen Umgang mit den Vorgaben des Konsumcannabisgesetzes erhoffen sich Landespolitikerinnen und -politiker einen größeren Einfluss auf die Konsumpraxis in ihren Bundesländern. Als gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern spielen dementsprechend die verschiedenen Erwartungen der Bundesländer an die Umsetzung eine große Rolle für den Erfolg des Gesetzes. Es stellt sich daher die Frage, wie groß der Einfluss der unterschiedlichen Auslegungen am Ende wirklich sein wird.
Das CanG verbindet bewährte Regelungselemente mit neuen Elementen und Erfahrungswerten und überlässt die Umsetzung bewusst den Ländern. Auch deshalb bleibt die konkrete Praxis in den Ländern bislang unklar.
Die Teillegalisierung allein nimmt nur begrenzt Einfluss auf die gesellschaftliche Perspektive.
Die Teillegalisierung durch das CanG zeigt den grundsätzlichen Bedarf eines gesellschaftlichen Dialogs über Konsumgewohnheiten, Suchtprävention und die Entwicklungen auf dem illegalen Markt. Das Gesetz allein kann die gesellschaftliche Perspektive auf Cannabis jedoch nur begrenzt und über Zeit beeinflussen. Für einen aufgeklärten Umgang mit Cannabis braucht es noch sehr viel mehr. Es ist unerlässlich, dass wir als Gesellschaft sachlich und vorurteilsfrei über die Chancen und Risiken unseres neu gefundenen Regulierungsrahmens für Cannabis diskutieren. Eine nachhaltige Drogenpolitik setzt ein gemeinsames Problemverständnis, aber auch ein gemeinsames Verständnis der zur Verfügung stehenden Maßnahmen voraus.
Wie bei jeder politischen Neuerung ist die Arbeit mit dem Inkrafttreten des Gesetzes nicht getan, sondern fängt erst richtig an. Um den gesamtgesellschaftlichen Umgang mit Cannabis zu gestalten, bedarf es einer engen Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Bereiche. Kultur, Bildung und Recht müssen Hand in Hand arbeiten, um ein Umfeld zu schaffen, in dem ein verantwortungsvoller Konsum möglich ist und problematischen Konsummustern wirksam vorgebeugt werden kann.
Letztlich wird der Erfolg der Teillegalisierung von Cannabis davon abhängen, ob es gelingt, einen gesamtgesellschaftlichen Konsens für den Umgang zu finden. Dafür braucht es Zeit, Geduld und vor allem die Bereitschaft aller Beteiligten, aufeinander zuzugehen und voneinander zu lernen. Nur so kann eine Gesellschaft entstehen, in der Cannabis nicht mehr stigmatisiert wird, sondern ein selbstverständlicher und verantwortungsvoller Teil des Lebens sein kann.
Die Auswirkungen auf Schwarzmarkt und Verfügbarkeit müssen sich erst noch zeigen.
Das Cannabisgesetz hat sich zum Ziel gesetzt, die Schattenwirtschaft im Bereich des Cannabishandels zurückzudrängen und damit die Konsumentinnen und Konsumenten vor verunreinigten Substanzen zu schützen. Bisher war es nahezu unmöglich, die Qualität der auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Cannabisprodukte wirksam zu kontrollieren, was ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellte. Die hierfür geplanten Regulierungen wurden jedoch in zwei Schritte unterteilt, wobei insbesondere die kommerzielle Abgabe von Cannabis in eine spätere Phase verschoben wurde und noch nicht von dem Cannabisgesetz geregelt wird.
Aufgrund dieses Vorgehens ist es derzeit noch unklar, inwieweit das neue Gesetz tatsächlich in der Lage sein wird, den Schwarzmarkt zurückzudrängen. Diese Frage kann nach Ansicht von Expertinnen und Experten nur durch wissenschaftlich begleitete Modellprojekte verlässlich untersucht werden. Solche Projekte würden es ermöglichen, die Auswirkungen der Gesetzesänderung auf den illegalen Cannabishandel und die Verfügbarkeit der Substanz unter kontrollierten Bedingungen zu analysieren.
Es bleibt daher abzuwarten, ob die schrittweise Einführung des Cannabisgesetzes den gewünschten Effekt auf die Schattenwirtschaft haben wird. Um die Wirksamkeit des Gesetzes effektiv feststellen zu können, müssen zeitnah Modellprojekte in Deutschland durchgeführt und evaluiert werden.
In den kommenden Monaten müssen die Weichen gestellt werden, damit das erste Cannabisgesetz sein volles Potenzial entfalten kann – gegen den Schwarzmarkt, für mehr Jugend- und Verbraucherschutz, für eine effektive Prävention und für eine Gesellschaft, in der Aufklärung und Verantwortung Hand in Hand gehen.
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Jakob Sons
Gründer von Cansativa
Benedikt Sons
Gründer von Cansativa
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Cannabis als Schönwetterthema – Über die richtige Verortung der Drogenpolitik
Was guter Drogen- und Gesundheitspolitik im Weg steht
Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass Fachpolitikerinnen und Fachpolitiker in der drogenpolitischen Debatte häufiger auf starken Gegenwind gestoßen sind. Die Diskussion wird oft emotional geführt und es fällt schwer, eine sachliche Ebene zu finden. Oft wird der Vorwurf der Klientelpolitik erhoben, die vorrangig die Interessen der Konsumierenden vertreten würde. Aber der implizite Vorwurf geht oft darüber hinaus: Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass das Thema Cannabis nur dann auf der politischen Agenda stehen sollte, wenn die politische Stimmung nicht von drängenden Themen beherrscht wird. Es entsteht der Eindruck, als ob die Cannabispolitik nur ein Randthema sei, das in Krisenzeiten keine Priorität haben dürfe; dass das Thema heiter sei und vermeintlich ernsteren Themen weichen müsse.
Gleichzeitig ist die Kritik emotional aufgeladen und verstärkt das bestehende Stigma gegenüber Cannabis als politisches Thema. Die Vorurteile und Klischees, die mit dem Konsum von Cannabis verbunden sind, erschweren eine vorurteilsfreie Debatte. Stigmata, Unwissenheit und etwaige (eigene) Erfahrungen mit dem Konsum von Substanzen sind tief verwurzelte Ursachen dieser abwertenden Haltung gegenüber dem Politikfeld der Drogenpolitik. Viele Menschen haben nach wie vor eine fest vorgefasste Meinung zu dem Thema, die oft auf Halbwissen und Vorurteilen basiert. Für eine sachliche Debatte und konstruktive Auseinandersetzung über eine gute Cannabispolitik, stellt diese Situation keine ideale Ausgangslage dar.
CanG als ein Moment der Professionalisierung
Die Diskussionen um das Cannabisgesetz scheinen eine kleine Wende herbeigeführt zu haben: In letzter Zeit wird vermehrt über konkrete Inhalte gestritten, gerade weil das Gesetz selbst diese Diskussionsgrundlage geschaffen hat. In diesen Diskursen wird deutlich weniger polemisiert und die Drogenpolitikerinnen und -politiker aller Parteien diskutieren die Reformvorschläge sachlicher. Die Debatte hat an Tiefe und Substanz gewonnen, was auf eine zunehmende Professionalisierung der beteiligten Akteure hindeutet. Es zeigt sich, dass die Komplexität des Themas abseits der großen Bühnen erkannt und ernst genommen wird.
Heute führen längst nicht mehr nur die Fachpolitiker:innen Gespräche über die Dynamiken um eine Verortung im Betäubungsmittelgesetz oder den Abbau von Hürden für die Medizinalcannabistherapie. Insbesondere am Ende des Gesetzgebungsprozesses wurde eine kritische Diskussion geführt, in der sowohl die Herausforderungen als auch die Möglichkeiten zu ihrer Bewältigung diskutiert wurden. Polemik – die es nach wie vor zur Genüge gibt – wirkte in dieser Diskussion allerdings eher als Ausschlusskriterium.
Was gute Cannabispolitik leistet
Dies ist ein zartes Pflänzchen der Hoffnung in einem Politikbereich, der bisher stark unter Pauschalisierungen gelitten hat. Die Cannabispolitik ist ein wesentlicher Bestandteil der Drogen- und Gesundheitspolitik und hat einen entscheidenden Einfluss auf das Wohlbefinden in unserem Land. Niemand möchte die Prozesse missen, die uns heute den politischen Weg zu immer sichereren rechtlichen Rahmenbedingungen für eine zeitgemäße Drogenpolitik ermöglichen. Auch in der therapeutischen Anwendung wünscht sich niemand die Zeit vor 2017 zurück, bevor die Cannabistherapie in Deutschland einen allgemeinen gesetzlichen Rahmen erhielt.
Auch in Zukunft wird es in der Cannabispolitik darauf ankommen, gemeinsam möglichst spezifische Ansätze zu erarbeiten. Davon hängt ab, ob beispielsweise nüchterne Gelegenheitskonsumentinnen und -konsumenten in Zukunft gefahrlos am Straßenverkehr teilnehmen können, Minderjährige vor Drogenmissbrauch geschützt werden, bleibende Schäden nach dem Konsum vermieden werden und der Schwarzmarkt wirksam bekämpft werden kann. Das Cannabisgesetz war in dieser Hinsicht ein wichtiger Schritt, gerade weil es eine konkrete, sachpolitische Debatte anregen konnte. Nun gilt es, die anstehenden Reformen der Drogenpolitik in diesem sachpolitischen Geist weiterzuführen.
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Jakob Sons
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Gründer von Cansativa
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Cansativa Experten-Dialog: Wachstum und Regulierung der medizinischen Cannabisindustrie in Deutschland
Viele von Ihnen sind bereits mit Roland vertraut. Roland Schneller, unser Geschäftsführer und COO, wurde vor fast zwei Jahren für unser Cannabis Briefing interviewt, als er als COO und Prokurist tätig war und sich auf die Logistik konzentrierte. Seitdem hat sich viel verändert – nicht nur für Sie in Ihrer Rolle bei Cansativa (herzlichen Glückwunsch!), sondern auch in Bezug auf Vorschriften, gesellschaftliche Wahrnehmungen, medizinische Fortschritte und natürlich innerhalb der Branche. Die Cansativa Group ist nun seit 7 Jahren tätig, seit 2017, als der Weg für medizinisches Cannabis in Deutschland erstmals geebnet wurde.
Roland, Sie sind jetzt seit fünf Jahren bei uns. Könnten Sie über Ihre Zeit bei Cansativa nachdenken? Welche Strategien haben sich als erfolgreich erwiesen, und welche vielleicht nicht? Und können Sie uns eine Erfahrung mitteilen, die Sie aus bedeutenden Rückschlägen gelernt haben?
Einer der Schlüsselfaktoren für unseren Erfolg ist sicherlich die Fähigkeit, flexibel auf Veränderungen in einem hochdynamischen Marktumfeld zu reagieren. Ein weiterer entscheidender Schritt war die frühzeitige Einführung eines modernen ERP-Systems. Diese technologische Grundlage ermöglicht es uns, jedes Produkt, das unsere Anlagen durchläuft, lückenlos zu verfolgen und zurückzuverfolgen. Durch die sorgfältige Dokumentation aller Produktbewegungen haben wir ein hohes Maß an Transparenz und Effizienz erreicht.
Außerdem hat sich unser kundenorientierter Ansatz als erfolgreich erwiesen und zu langfristigen, vertrauensvollen Beziehungen geführt. Die Bedürfnisse der Apotheken zu verstehen und sie in unseren Angeboten zu antizipieren, hat wesentlich zu einem optimierten Serviceportfolio beigetragen.
Natürlich gab es auch Herausforderungen. Anfänglich hatten wir mit Schwankungen in der Lieferkette zu kämpfen. Daraus haben wir gelernt, robustere Strategien zur Risikominderung zu entwickeln, wie z.B. die Nutzung mehrerer Bezugsquellen. Diese Diversifizierung hat nicht nur unsere Lieferkette stabilisiert, sondern auch unseren Ruf als zuverlässiger Partner gestärkt.
Was braucht es, um neue Geschäftsmodelle auf dem medizinischen Cannabismarkt zu entwickeln?
Es gibt mehrere Faktoren, die meiner Meinung nach entscheidend für unseren anhaltenden Erfolg sind. Erstens haben wir den Mut und die Fähigkeit, Geschäftsmodelle von Grund auf zu entwickeln und neue Märkte zu gestalten. Dieser Pioniergeist positioniert uns an der Spitze der Branchenentwicklung und ermöglicht es uns, an neuen Entwicklungen nicht nur teilzuhaben, sondern sie auch aktiv voranzutreiben.
Zweitens sind wir trotz unserer Größe sehr anpassungsfähig und können schnell auf veränderte Anforderungen reagieren. Diese Beweglichkeit ist in einer so dynamischen Branche wie der unseren von entscheidender Bedeutung. Sie ermöglicht es uns, Chancen zu ergreifen und Herausforderungen zu meistern, sobald sie entstehen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die umfassende Branchenkenntnis unseres Teams. Viele unserer Mitarbeiter sind seit der Gründung von Cansativa dabei und verfügen über einen großen Erfahrungsschatz und tiefe Einblicke in unser Geschäft. Dieses kollektive Wissen ist von unschätzbarem Wert und bildet die Grundlage für unsere strategischen Entscheidungen und Innovationen.
Schließlich haben wir eine sehr schlanke und kosteneffiziente Struktur, die es uns ermöglicht, profitabel zu arbeiten. Diese finanzielle Stabilität gibt uns die Freiheit, in Wachstum und Verbesserungen zu investieren und gleichzeitig gegen Marktschwankungen gewappnet zu sein.
Was ist notwendig, damit medizinisches Cannabis als Industrie und Therapie mehr Aufmerksamkeit erhält?
In erster Linie sind verständliche und klar formulierte regulatorische Prozesse entscheidend, um eine schnellere Produktzulassung und Markteinführung zu ermöglichen. Langwierige und komplexe Regulierungsverfahren können derzeit Innovationen behindern und den Zugang zu Therapien verzögern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einführung einer einheitlichen Regelung für den Umgang mit medizinischem Cannabis in allen Bundesstaaten. Mögliche Diskrepanzen in den regionalen Vorschriften führen zu operativen Herausforderungen und Diskrepanzen beim Patientenzugang. Eine Harmonisierung der Vorschriften würde die Abläufe straffen und eine konsistentere Versorgung gewährleisten.
Darüber hinaus ist eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Regierungsbehörden und privaten Unternehmen in der Cannabisbranche unerlässlich. Solche Partnerschaften könnten die Entwicklung innovativer Lösungen erleichtern, die Prozesse rationalisieren, die Produktqualität verbessern und die Patientenversorgung optimieren. Sie würden auch zu fundierteren Regulierungsentscheidungen beitragen und sicherstellen, dass das Wachstum der Branche nachhaltig und verantwortungsbewusst ist und mit den Zielen der öffentlichen Gesundheit im Einklang steht.
Indem wir uns mit diesen Schlüsselfaktoren befassen, können wir ein Umfeld schaffen, das nicht nur das Wachstum der gesamten Branche fördert, sondern auch medizinische Cannabis-Therapien als anerkannte und wirksame Behandlungsoptionen etabliert, die in der Gesellschaft und unter medizinischen Fachleuten Aufmerksamkeit und Akzeptanz finden. Dies ist eine aufregende Zeit für die Branche, und es steht viel auf dem Spiel, um die Zukunft von medizinischem Cannabis in Deutschland positiv zu gestalten.
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Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Mit legalisierenden Grüßen,
Jakob Sons
Gründer & Geschäftsführer Cansativa
Benedikt Sons
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Medizinisches Cannabis in Deutschland: Was ändert sich, was bleibt gleich?
Erleichterungen in der Verschreibungspraxis
Mit der Reklassifizierung, d. h. der Herausnahme aus dem Betäubungsmittelgesetz, wird Medizinalcannabis zu einem “normalen” verschreibungspflichtigen Arzneimittel. Damit einher geht eine grundlegende Vereinfachung des Verschreibungs- und Abgabeprozesses. Die neue Regelung sieht vor, dass Rezepte für Medizinalcannabis bei gesetzlich Versicherten bis zu 28 Tage und als Privatrezept bis zu drei Monate gültig sind. Bisher musste das Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) innerhalb von acht Tagen vorgelegt werden. Die neue Regelung gibt den Patienten mehr Flexibilität bei der Versorgung mit notwendigen Medikamenten, ohne den Druck, sofort eine Apotheke aufsuchen zu müssen.
Auch für die Apotheken bringt die Änderung Erleichterungen: Längere Einlösefristen und die Möglichkeit, im Notfall leichte Anpassungen oder Korrekturen an der Verschreibung vornehmen zu können, tragen zu einer sicheren und unkomplizierten Versorgung bei. Auch die Möglichkeit für Ärztinnen und Ärzte, Cannabis als reguläres (E)-Rezept auszustellen, dient der Erleichterung des Zugangs. Bei den Rezepten ist zu beachten, dass bestehende BtM-Rezepte voraussichtlich nicht mehr über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden können. Hier ist eine Korrektur der Verordnung durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte erforderlich.
Aber nicht alle Veränderungen sind positiv – und vieles bleibt, wie es ist.
Es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass das neue Gesetz nicht alle Herausforderungen im Umgang mit medizinischem Cannabis löst. Die Frage der Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen bleibt vorerst unverändert. Zukünftig soll für Ärztinnen und Ärzte ausgewählter Fachbereiche und mit spezifischen Qualifikationen die Notwendigkeit einer Prüfung und Genehmigung durch die Krankenkassen entfallen.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist mit der Ausarbeitung detaillierter Bestimmungen betraut. Ebenso besteht weiterhin die Notwendigkeit für Patientinnen und Patienten, den legalen Besitz von Cannabis nachzuweisen – insbesondere im Straßenverkehr und überall dort, wo eine klare Abgrenzung zum nicht-medizinischen Gebrauch notwendig sein könnte. Dies geschieht nach wie vor am besten z. B. durch den Ausdruck eines Rezeptes und bestenfalls durch eine Dokumentation der Verschreibung und der Applikationsmethode durch den behandelnden Arzt.
Das Cannabisgesetz sieht auch keine Neuregelung der Grenzwerte im Straßenverkehr vor. Die Empfehlung für den THC-Grenzwert zum Führen von Kraftfahrzeugen (3,5 Nanogramm pro Milliliter Blutserum) ist bisher nur ein viel diskutierter Vorschlag. Ein Zeitplan für die gesetzliche Umsetzung eines neuen Grenzwertes steht noch aus.
Neu ist die Unsicherheit bezüglich des Zeitraums und des Ortes der Einnahme von Medizinalcannabis. Denn leider ist derzeit noch nicht klar, ob die Einnahmebeschränkungen im öffentlichen Raum für Konsumcannabis auch für Patientinnen und Patienten in einer Cannabistherapie gelten. Bis auf weiteres könnte es daher Missverständnisse vermeiden, sich auch als Cannabispatient an diese Einnahmebeschränkungen zu halten.
Das Cannabisgesetz ist dennoch ein großer Schritt in der Cannabistherapie
Trotz der offenen Fragen ist das neue Gesetz eine große Chance für die medizinische Anwendung von Cannabis. Es signalisiert einen Paradigmenwechsel nicht nur im administrativen Umgang mit dieser Therapieform, sondern auch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Akzeptanz. Die vereinfachten Verfahren und der erleichterte Zugang zu medizinischem Cannabis sind ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Patientenversorgung.
Dieser Fortschritt ist das Ergebnis langjähriger Bemühungen der Politik, der Akteure im Gesundheitswesen, aber auch der Cansativa Group und des gesamten Sektors, die auf diese Reform hingearbeitet haben. Es ist nun wichtig, genau zu beobachten, wie diese Reformen der Drogenpolitik, insbesondere auch die Konsumcannabisregelungen, mit Cannabis als Medizin interagieren und welche Auswirkungen sie auf die Therapiebedingungen, die Patientenversorgung und den individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit der Therapie haben werden.
Auch wenn das Gesetz in Teilen nach wie vor kritisch gesehen wird, bietet gerade die Transparenz in Industrie und Medizin eine wichtige Schnittstelle, um bestehende Vorurteile abzubauen und ein fundiertes Verständnis für die Bedeutung von Cannabis in der medizinischen Therapie zu fördern. Über allem steht das Ziel, das Wohl der Patientinnen und Patienten zu fördern. Wir blicken optimistisch in die Zukunft und sind überzeugt, dass die positiven Entwicklungen, die das neue Gesetz mit sich bringt, einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der medizinischen Versorgung leisten werden.
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Cannabis-Briefing: Das CanG im Bundesrat
Wieso sprechen gerade alle über den Bundesrat?
Der Bundesrat ist eines der fünf Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland und vertritt die Interessen der 16 Bundesländer auf Bundesebene. Seine Mitglieder sind keine gewählten Abgeordneten, sondern Mitglieder der Landesregierungen. Seine Zusammensetzung spiegelt die politischen Mehrheitsverhältnisse in den Ländern wider. Der Bundesrat spielt eine wichtige Rolle im Gesetzgebungsverfahren, insbesondere bei Gesetzen, die die Länder betreffen. Durch diese unmittelbare Vertretung der Länderinteressen und die daraus resultierende Arbeitsweise unterscheidet er sich vom Bundestag.
Am kommenden Freitag wird im Bundesrat über das Cannabisgesetz abgestimmt. Jedes Bundesland hat im Bundesrat eine Stimme, die je nach Bevölkerungszahl unterschiedlich gewichtet wird. Die Entscheidung wird nicht allein vom jeweiligen Ministerpräsidenten getroffen, sondern hängt von der Abstimmung innerhalb der jeweiligen Landesregierung ab. Ist sich eine Koalitionsregierung nicht einig, enthält sich das Land der Stimme. Das Cannabisgesetz ist ein Einspruchsgesetz, also nicht zustimmungspflichtig. Die Unterscheidung zwischen zustimmungsbedürftigen und nicht zustimmungsbedürftigen Gesetzen ist hier entscheidend, da sie darüber entscheidet, inwieweit der Bundesrat ein Gesetz blockieren oder seine Verabschiedung nur verzögern kann. Im regulären Verfahren kann der Bundesrat das Cannabisgesetz also verzögern, aber nicht verhindern.
Die inneren Strukturen des Bundesrates
Der Bundesrat verfügt über so genannte Ausschüsse. Diese haben die Aufgabe, Empfehlungen für das Verfahren in der Länderkammer zu erarbeiten. Diese Empfehlungen geben Aufschluss darüber, wie die Stimmung zu bestimmten Gesetzesvorhaben ist und welche Änderungen gegebenenfalls vorgeschlagen werden. Für das Cannabisgesetz sind vor allem die Empfehlungen der Ausschüsse relevant, die sich mit Gesundheitspolitik, Innenpolitik und Rechtsfragen beschäftigen. Die Empfehlungen können von voller Unterstützung bis zu deutlichen Änderungswünschen reichen und sind in der Regel ein wichtiger Indikator für das weitere Vorgehen des Bundesrates.
Kommt im Bundesrat keine Einigung zustande, wird auf Antrag der Vermittlungsausschuss eingeschaltet. Dieser besteht aus Mitgliedern des Bundestages und des Bundesrates und hat die Aufgabe, bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Kammern zu vermitteln. Der Ausschuss kann Änderungsvorschläge erarbeiten, über die dann erneut in beiden Kammern abgestimmt werden muss. Der Vermittlungsausschuss ist damit ein wichtiges Instrument zur Konsensfindung im Gesetzgebungsverfahren und soll eine rasche Einigung ermöglichen. Der Gesundheitsausschuss (G), der Ausschuss für Innere Angelegenheiten (In) und der Rechtsausschuss (R) dem Bundesrat, die Einberufung des Vermittlungsausschusses zu verlangen. Diese Empfehlungen der Ausschüsse sind jedoch nicht bindend.
Auf der Schwelle der Entscheidung
Wir befinden uns in einer entscheidenden Phase, in der es für die Branche wichtig ist, gut vorbereitet zu sein, Transparenz zu wahren und strategisch auf die nächsten wichtigen Ziele der Cannabisreform in Deutschland hinzuarbeiten.
Das Cannabisgesetz legt nicht nur wichtige Grundlagen für den nichtkommerziellen Anbau, sondern markiert auch einen Meilenstein im Umgang mit Medizinalcannabis in Deutschland. Es verspricht erhebliche Erleichterungen für behandelnde Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten. Diese Entwicklungen zeigen: Eine umfassende Cannabisreform ist greifbarer denn je – vielleicht führt gerade das dazu, dass sich die skeptischen Stimmen in den Medien häufen, die ein Scheitern des Gesetzes prognostizieren.
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Einblicke in die Forschung: Cannabis als möglicher Faktor in der Endometriose-Therapie
Endometriose: Ein chronisches und bis heute unheilbares Leiden
Die Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die vergleichsweise wenig Beachtung findet. Sie betrifft etwa 8 bis 15 Prozent aller Personen mit einer Gebärmutter und zählt damit zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Es handelt sich hierbei um eine Systemerkrankung, die sich auf den gesamten Körper auswirkt und keinen einzelnen Entzündungsherd hat. Dabei wächst eine Wucherung der Muskelschicht der Gebärmutter außerhalb dieser, beispielsweise im Bauch- und Beckenraum, am Darm oder an den Eierstöcken. Die Folgen sind unter anderem chronische Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen des betroffenen Gewebes, starke Schmerzen und Krämpfe, die über Unterleib bis in den Rücken und die Beine ausstrahlen können. Da die Ursache nach derzeitigem Stand der Wissenschaft noch nicht geklärt ist, gibt es bis heute noch keine Behandlung, mit der die Endometriose ursächlich geheilt werden kann. Insgesamt ist etwa die Hälfte der Betroffenen dauerhaft behandlungsbedürftig [i].
Die Endometriose kann auf verschiedene Weise behandelt werden: medikamentös oder operativ durch die Entfernung der Endometriose-Herde. Weitere mögliche Therapien zielen zum Beispiel auf den Hormonhaushalt oder die Ernährung ab. Betroffene, die eine medikamentöse Therapie erhalten, bekommen in der Regel Schmerzmittel verschrieben, die ihre Schmerzsymptome behandeln und lindern [ii]. Dies birgt auch Risiken: So kann eine lange und regelmäßige Einnahme zu Abhängigkeit und Gewöhnungseffekten führen; auch können Schmerzmittel Organe wie die Leber oder Niere dauerhaft schädigen. In den letzten Jahren wird die Behandlung mit medizinischem Cannabis auch langsam als eine mögliche Option in der Therapie von Endometriose erforscht.
Medizinalcannabis als wirkungsvolle Komponente einer Endometriosetherapie
Medizinisches Cannabis hat sich als vielversprechende Komponente der Behandlung von Endometriose erwiesen [iii]. Forscher:innen haben sich in den vergangenen Jahren mit Medizinalcannabis als Behandlungsmittel für Endometriose befasst und dabei insbesondere die Interaktion von Cannabinoiden mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System sowie dem Darm untersucht. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass Cannabis das Potenzial hat, eine Reihe von Endometriose-Symptomen zu lindern [iv].
Cannabinoide wie THC und CBD interagieren mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System, das an der Schmerzregulation beteiligt ist. Diese Verbindungen können neuropathische Schmerzen, die häufig bei Endometriose auftreten, lindern und Entzündungen reduzieren, was ebenfalls zu einer wirksameren Schmerzlinderung führt. Bekannte Interaktionen mit dem Endocannabinoid-System betreffen zwei Endocannabinoid-Rezeptoren: Der CB1-Rezeptor und der CB2-Rezeptor. Ersterer sitzt auf den Nervenzellen und kommt in großer Zahl in der Gebärmutter vor. Interagiert das Cannabis mit dem Rezeptor, so wird eine Schmerzhemmung erzeugt. Der zweite Rezeptor sitzt im Immunsystem – bei einer Interaktion mit Cannabis werden Entzündungsreaktionen gehemmt [v].
Forschungsergebnisse legen nahe, dass Medizinalcannabis aufgrund seiner vielfältigen therapeutischen Wirkungsweisen das Potenzial hat, mehrere Symptome gleichzeitig zu adressieren. Es wird untersucht, inwiefern medizinisches Cannabis nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch begleitende Symptome wie Krämpfe, Übelkeit, Schlafstörungen und Angstzustände, die häufig bei Endometriose auftreten, positiv beeinflussen kann. Anwenderberichte von Frauen, die ihre Erkrankung mit Cannabis therapieren, deuten darauf hin, dass sie Verbesserungen bei Schlafqualität und eine Reduzierung von Übelkeit und Erbrechen erfahren. Diese Erkenntnisse eröffnen die Perspektive auf einen ganzheitlicheren Behandlungsansatz, der die Lebensqualität der Betroffenen verbessern könnte.
Die Behandlung mit Medizinalcannabis erfolgt der Regel durch die Einnahme von Ölen oder Kapseln sowie durch die Verwendung von Verdampfern. Dies ermöglicht eine individuelle Dosierung je nach Bedarf, die in Absprache mit dem behandelnden Arzt festgelegt wird. Durch diese individualisierte Behandlung haben die Patient:innen eine bessere Kontrolle über ihre Symptome und können die Therapie ganz ihren Bedürfnissen entsprechend anpassen. Zudem ist die Therapie für die Betroffenen schonender: Es gibt Hinweise, dass Medizinalcannabis weniger und schwächere Nebenwirkungen hat und besser verträglich ist [vi].
Mehr Forschung als Mittel zur Verbesserung der Therapiemöglichkeiten
Trotz erster vielversprechender (Forschungs-)Ergebnisse und der zunehmenden Akzeptanz von medizinischem Cannabis als Therapieoption für Endometriose stehen wir immer noch am Anfang der Möglichkeiten dieser Behandlungsmethode. Es bedarf weiterer umfassender klinischer Studien und Forschung, um das volle Potenzial von medizinischem Cannabis und seiner Wirkstoffe bei der Behandlung von Endometriose und anderen Erkrankungen zu verstehen.
Ein verstärktes Engagement in der Forschung und Entwicklung von medizinischem Cannabis ist daher unerlässlich, um innovative und wirksame Therapien zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Patient:innen gerecht werden. Die Förderung der Forschung im Medizinalcannabis-Bereich ist dafür entscheidend. Nur durch eine kontinuierliche Investition in Forschung und Entwicklung können wir die Gesundheitsversorgung für Personen mit Endometriose, aber auch andere Schmerzpatient:innen weiter verbessern und ihre Lebensqualität nachhaltig erhöhen.
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Mit legalisierenden Grüßen
Jakob Sons
Gründer von Cansativa
Benedikt Sons
Gründer von Cansativa
Quellen:
[i] Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V.. (2023). Was ist Endometriose. Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V.. https://www.endometriose-vereinigung.de/was-ist-endometriose/
[i] Frauenärzte im Netz. (14.12.2021). Endometriose: Therapie. Frauenärzte im Netz. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/endometriose/therapie/
[ii] Frauenärzte im Netz. (14.12.2021). Endometriose: Therapie. Frauenärzte im Netz. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/endometriose/therapie/
[iii] Sinclair, J., Collett, L., Abbott, J., Pate, D. W., Sarris, J., & Armour, M. (2021). Effects of cannabis ingestion on endometriosis-associated pelvic pain and related symptoms. PloS One, 16(10), e0258940. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0258940
[iv] Sinclair, J., Collett, L., Abbott, J., Pate, D. W., Sarris, J., & Armour, M. (2021). Effects of cannabis ingestion on endometriosis-associated pelvic pain and related symptoms. PloS One, 16(10), e0258940. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0258940
[v] de Souza, H. F. (14.11.2023). Cannabis shows promise in easing endometriosis pain, new research suggests. News Medical. https://www.news-medical.net/news/20231114/Cannabis-shows-promise-in-easing-endometriosis-pain-new-research-suggests.aspx
[vi] de Souza, H. F. (14.11.2023). Cannabis shows promise in easing endometriosis pain, new research suggests. News Medical. https://www.news-medical.net/news/20231114/Cannabis-shows-promise-in-easing-endometriosis-pain-new-research-suggests.aspx
Jakob Sons
Gründer von Cansativa
Benedikt Sons
Gründer von Cansativa
Bundestag beschließt Teil-Legalisierung von Cannabis
Das Cannabisgesetz ist ein bedeutender erster Schritt
Denn der verabschiedete Gesetzentwurf ist die erste von zwei „Säulen“ der von der Bundesregierung angekündigten Cannabisreform. Neben der Entkriminalisierung, also einer Reform des Strafrechts, wurde der nicht kommerzielle Eigenanbau von Cannabis privat oder in Anbaugemeinschaften beschlossen. Die geplante zweite Säule sieht regionale Modellversuche vor, in denen der ursprüngliche Plan einer kommerziellen Abgabe an Erwachsene in lizenzierten Fachgeschäften erprobt werden soll.
Trotz viel Kritik von allen Seiten ist das Cannabisgesetz ein wichtiger Baustein in der rechtlichen Neubewertung von Cannabis. Am meisten Beachtung findet die Möglichkeit für Erwachsene, Cannabis unter strengen Auflagen zu nicht kommerziellen Zwecken anzubauen und zu besitzen. Auch das Wie und Wo des Konsums wurde umfassend geregelt. Neben diesen Änderungen im nichtmedizinischen Umgang mit Cannabis wird auch medizinisches Cannabis neu geregelt – oder zumindest neu verortet: An vielen Regelungen im Zusammenhang mit medizinischem Cannabis hat sich wenig geändert. Hier ist die Herausnahme aus dem BtMG wohl die wesentlichste Veränderung.
MedCanG erleichtert medizinische Verwendung und fördert Entstigmatisierung
Sieben Jahre nach der Einführung von Medizinalcannabis durch das “Cannabis als Medizin”-Gesetz soll es nun in das neue Medizinalcannabisgesetz (MedCanG) überführt werden. Die Kerninhalte der bisherigen Regelungen bleiben dabei größtenteils bestehen. Medizinalcannabis kann weiterhin gemäß den bestehenden sozialrechtlichen Bedingungen als Arzneimittel verordnet werden. Eine wesentliche Neuerung ist jedoch, dass für die Verschreibung zukünftig kein spezielles Betäubungsmittelrezept mehr erforderlich sein soll.
Diese scheinbar nur bürokratische Änderung markiert tatsächlich einen signifikanten Paradigmenwechsel und trägt zur Reduzierung der Stigmatisierung von Cannabis in der medizinischen Anwendung bei. Bisher mussten Ärztinnen und Ärzte viel administrativen Aufwand betreiben, bevor sie Cannabis, welches als Betäubungsmittel eingestuft ist, verschreiben. Bei Betroffenen wächst die Hoffnung, dass durch die Neuregelung die Entscheidung für Cannabis als Therapieoption erleichtert wird, bzw. die Bereitschaft zur Verschreibung erhöht wird.
Die Herausnahme von Cannabis aus dem Betäubungsmittelrecht ist ein positiver Schritt. Doch die nach wie vor unklare Regelung zur Kostenerstattung durch die Krankenkassen lässt medizinisches Cannabis auch sieben Jahre nach der Einführung von „Cannabis als Medizin“ als schwer zugängliche Behandlungsoption erscheinen. Eine klare und verlässliche Kostenübernahme ist entscheidend, um die medizinische Verwendung von Cannabis zu normalisieren und weiter zu entstigmatisieren.
Der rechtliche Rahmen wird sich bewähren müssen
Nachdem der Bundestag das Gesetz nun verabschiedet hat, muss es noch den Bundesrat passieren. Bei den derzeitigen Mehrheitsverhältnissen wird sich das Verfahren dadurch aber voraussichtlich höchstens um einige Wochen verzögern. Mit Blick auf die Bundestagswahl im nächsten Jahr besteht das Risiko einer neuen Bundesregierung. Welche Zusammensetzung diese haben wird, kann heute nicht seriös vorhergesagt werden. Wichtig ist aber, dass das Gesetz wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird. Gelingt der Bundesregierung auch der zweite Teil der Reform (Säule II), stehen die Chancen gut, dass wir eine bessere Gesundheitsversorgung, einen deutlichen Rückgang des Schwarzmarktes und einen insgesamt pragmatischeren Umgang mit Cannabis erleben werden.
In diesem Jahr stehen auch die Europawahlen an, die einen Einfluss auf die Cannabis-Gesetzgebung in den Mitgliedsstaaten haben könnten. Obwohl Verkauf, Anbau und grenzüberschreitender Handel von Cannabis in der EU verboten sind, hat die Brüsseler Kommission bisher kein Vertragsverletzungsverfahren gegen Länder wie Tschechien oder die Niederlande eingeleitet. Hier sind Reformen auf EU-Ebene notwendig, um Cannabis auch langfristig rechtssicher zu machen.
Viele Chancen des neuen Gesetzes
Das Gesetz ist ein Meilenstein und trotz vieler Herausforderungen ein großes Chancengesetz. Dies betrifft die mit der Reform verbundenen Vorhaben zur Aufklärung und Prävention, aber auch zur Förderung legaler Strukturen und zur Entstigmatisierung des Umgangs mit Cannabis. Zentrales Ziel ist es, den Schwarzmarkt zurückzudrängen, die medizinische Verfügbarkeit zu erhöhen und den nicht-medizinischen Konsum weniger gesundheitsschädigend zu gestalten.
Es gilt jetzt, die Auswirkungen des Cannabisgesetzes genau zu beobachten und den Reformprozess weiterzuführen. Am Ende wird es darauf ankommen, die wesentlichen Ziele zu erreichen. Mit einer Verbesserung des Gesundheitsschutzes und einer Verringerung der Kriminalität werden Befürworterinnen und Befürworter, wie Kritikerinnen und Kritiker, zufrieden sein.
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Cannabis in Europa - Was bringt das Wahljahr 2024?
Der Status Quo: Wie steht es um Cannabis in Europa?
Seit einigen Jahren ist in Europa ein zunehmender gesellschaftlicher und politischer Wandel im Umgang mit Cannabis zu beobachten. Nicht nur in Deutschland wurden legislative Schritte unternommen, um einer besseren Versorgung mit medizinischem Cannabis, einer gesellschaftlichen Entstigmatisierung oder gar einer Legalisierung des Cannabis zu Genusszwecken näher zu kommen. Das bisher deutlichste Zeichen setzte Ende 2021 Malta, das als erstes EU-Mitgliedsland den Eigenanbau und den Konsum von Cannabis zu Genusszwecken legalisierte. 2023 folgte Luxemburg mit einem Gesetz, das den privaten Konsum und Anbau von Cannabis künftig erlaubt.
Währenddessen hat die Drogenpolitik auch in anderen Ländern auf dem europäischen Kontinent langsam Schritte in Richtung der Legalisierung getätigt: So wurden in den Niederlanden und in der Schweiz im vergangenen Jahr Pilotprojekte gestartet, die den lizenzierten Verkauf von kontrolliertem Cannabis aus heimischem Anbau in einzelnen Städten erproben. In den Niederlanden will man damit dem wachsenden Schwarzmarkt entgegenwirken und sich einer späteren regulierten Legalisierung nähern. Die Schweiz nutzt die wissenschaftlich begleiteten Modellversuche, um Grundlagen für den Diskurs über eine zukünftige Cannabispolitik zu schaffen. Gleichzeitig wird in Frankreich zwar weniger über eine Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken diskutiert, dafür hat die Regierung im Oktober 2023 jedoch beschlossen, medizinisches Cannabis künftig in das Sozialbudget aufzunehmen. Damit werden Cannabisarzneimittel erstmals in den allgemeinen französischen medizinischen Rahmen integriert und der Zugang für Patient:innen erleichtert.
Was ist 2024 zu erwarten – und was nicht?
Vor dem Hintergrund dieser Meilensteine beginnt das Jahr 2024 spannend. Noch im Februar wird die angekündigte Verabschiedung des ersten deutschen Cannabisgesetzes erwartet. Nach regierungsinternen Unstimmigkeiten gaben die Fraktionsvorsitzenden Anfang des Monats bekannt, dass das Gesetz wie geplant zum 1. April in Kraft treten kann. Sollte das Gesetz im Frühjahr in Kraft treten, könnte es aufgrund der zentralen politischen Rolle Deutschlands in der EU als Katalysator für eine Veränderung der europaweiten Drogenpolitik wirken.
Allerdings ist die Reform in Deutschland nur eine unter vielen Veränderungen: Tschechien, das den Konsum bereits 2010 entkriminalisiert hatte, beschloss 2023 einen neuen Plan zur Bekämpfung von Drogensucht – und in diesem Kontext auch die Freigabe von Cannabis. Im Januar 2024 legte die Regierung einen Gesetzesentwurf zur Legalisierung von Cannabis vor, allerdings noch ohne gesetzlichen Rahmen für einen regulierten Markt. Der vorgelegte Plan ist Teil eines größeren, mehrstufigen Vorhabens, an dessen Ende ein gesetzlich regulierter legaler Markt steht, der jedoch in einem späteren Entwurf eingebracht werden soll. Dennoch signalisiert der Vorstoß, dass nicht nur in Deutschland mit Eifer an neuen drogenpolitischen Perspektiven gearbeitet wird.
Medizinalcannabis ist ein eigener Regelungsbereich, wird aber in der Cannabisregulierung in der Regel deutlich vor nicht-medizinischem Cannabis berücksichtigt. So beschloss das ukrainische Parlament Ende 2023 die Legalisierung von Medizinalcannabis mit nur sehr geringer medialer Vorberichterstattung in Europa. Hintergrund ist die Notwendigkeit, den medizinischen Bedarf im Land besser decken zu können, insbesondere mit Blick auf die Behandlung von verwundeten Soldat:innen. Nach Unterzeichnung durch den Präsidenten könne das Gesetz nach sechs Monaten in Kraft treten.
Cannabis in Europa – in Zukunft nicht nur auf Länderebene?
Die bisherigen Entwicklungen zeigen einen deutlichen Wandel in der europaweiten Cannabis-Debatte: hin zu einer breiteren gesellschaftlichen und politischen Akzeptanz, einer besseren, patientenorientierten Versorgung und einer progressiven Drogenpolitik. Je nach Ausgang der Wahlen könnten neue Konstellationen im Europäischen Parlament diese Dynamik auf die europäische politische Bühne heben und damit einen Wendepunkt in der Debatte begünstigen.
Welche Rolle Cannabis im Wahlkampf spielen wird, ist allerdings noch unklar. Auch wenn die Parteien vereinzelt bereits eine Neuausrichtung in ihren Programmen gefordert haben, spricht vieles dafür, dass etwa Fragen der Sicherheitspolitik die Debatten dominieren werden. Auch die weitere Entwicklung der Cannabis-Gesetzgebung in den einzelnen Ländern bleibt abzuwarten. Unbestritten ist jedoch, dass in vielen Teilen Europas der politische Wille zu einer progressiveren Cannabispolitik zu beobachten ist, die sich in Zukunft nicht mehr nur auf Gesetzesvorhaben innerhalb der einzelnen Länder beschränken wird.
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