Neue Wirkstoffklassen aus der Naturstoffchemie
Ein Beispiel für innovative Grundlagenforschung stammt von Jung et al. (Pharmaceuticals 2025;18(4):521). Die Autor:innen isolierten erstmals zwei bislang unbekannte Cannabinoide – darunter cannabielsoxa – sowie Chlorin-Typ-Metabolite aus den Blüten von Cannabis sativa. Während klassische Cannabinoide in Zellkulturexperimenten starke Antitumor-Effekte gegen Neuroblastomzellen zeigten, eröffnen die Chlorin-Derivate einen völlig neuen Therapieansatz: Ihre lichtaktivierbaren Eigenschaften könnten in sogenannten photodynamischen Behandlungen genutzt werden, um Tumorzellen gezielt zu zerstören. Gerade für krebserkrankte Patient:innen, bei denen Standardtherapien an Grenzen stoßen, könnten diese neu entdeckten Wirkstoffe in Zukunft eine wertvolle Ergänzung sein.
Langfristige Real-World-Daten aus Australien
Die QUEST-Initiative liefert eindrucksvolle Real-World-Evidence. In einer prospektiven Kohorte von 2.353 Patient:innen, die Medizinalcannabis-Öl erhielten, verbesserten sich Lebensqualität und Symptome wie Schmerz und Fatigue nach wenigen Wochen und blieben über zwölf Monate hinweg stabil. Besonders bemerkenswert: 70 % der zuvor opioidabhängigen Teilnehmenden reduzierten ihre Opioiddosis oder setzten sie ganz ab. Solche praxisnahen Beobachtungen sind essentiell, um zu belegen, dass Medizinalcannabis nicht nur als letzte Rettung eingesetzt werden sollte, sondern als integraler Bestandteil einer modernen Schmerztherapie.
Cannabis gegen Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie
Grimison et al. haben in einer großen Phase II/III-Studie untersucht, ob THC:CBD-Kapseln Übelkeit und Erbrechen bei Patient:innen lindern, die trotz Standard-Antiemese unter starkem Brechreiz litten. Die Proband:innen nahmen dreimal täglich 2,5 mg THC und 2,5 mg CBD oder Placebo ein. Das Ergebnis: Mit Cannabis-Extrakt stieg die Rate kompletter Kontrolle (kein Erbrechen, keine Rescue-Medikamente) von 8 % auf 24 % – ein statistisch signifikanter Zuwachs von 16 % (95 % CI 4–28; p = 0,01). Auch signifikante Übelkeitsphasen, tägliche Erbrechensanfälle und Lebensqualitätswerte verbesserten sich. Die Nebenwirkungen waren überwiegend mild (Sedierung, Schwindel, vorübergehende Angst), ohne schwere unerwünschte Ereignisse. Selbst moderate Dosen erweisen sich damit als wirksame Ergänzung zur Antiemese.
Fazit & Ausblick
Die vorgestellten Studien sind zwar nur ein Ausschnitt, aber erweitern unser Verständnis neue Therapiechancen – von innovativen Antitumor-Ansätzen bis zur Linderung therapiebedingter Nebenwirkungen. Gleichzeitig wird deutlich, wo die Prioritäten der Forschung liegen sollten: Die Lücke zwischen klinischen Studien und Versorgungsrealität zu schließen, damit Medizinalcannabis weiter an Präzision und Vertrauenswürdigkeit gewinnt und häufiger Eingang in den Verschreibungsalltag findet.
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Mit besten Grüßen

Jakob Sons
Gründer von Cansativa

Benedikt Sons
Gründer von Cansativa


Jakob Sons
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Benedikt Sons
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