Schweiz: Von Pilotprojekten zum Cannabisgesetz

Seit gut einem Jahr laufen in mehreren Städten Pilotprojekte zur regulierten Abgabe von Cannabis. Erste Auswertungen wurden kürzlich vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) veröffentlicht und geben Einblick in Konsumverhalten und die Umsetzung der Projekte vor Ort. Nun geht die Schweiz noch einen Schritt weiter: Die Nationalratskommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK-N) hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der auf eine umfassende Regulierung von Cannabis zielt – mit Fokus auf öffentlichen Gesundheitsschutz und Jugendschutz.

Erwachsene sollen künftig unter klar definierten Bedingungen Cannabis legal konsumieren, anbauen und kaufen dürfen. Der Verkauf soll staatlich kontrolliert und nicht gewinnorientiert erfolgen, begleitet von neutraler Verpackung, Warnhinweisen und einer THC-basierten Lenkungsabgabe. Die Kantone übernehmen Aufsicht und Prävention, und eine öffentliche Vernehmlassung zum Gesetz steht im Sommer bevor. Der nächste Schritt: Im Sommer soll ein erläuternder Bericht vorgelegt werden, auf dessen Grundlage eine breite Vernehmlassung mit Verbänden und Fachkreisen stattfinden wird. Danach könnte das formelle Gesetzgebungsverfahren starten.

Niederlande: Legaler Kreislauf statt geduldete Grauzone

Gleichzeitig blickt man auch gespannt in die Niederlande, wo am 7. April 2025 die finale Phase des „Experiment gesloten coffeeshopketen“ (Wietexperiment) gestartet ist. In teilnehmenden Städten dürfen Coffeeshops nun ausschließlich reguliert produziertes Cannabis verkaufen. Der Hintergrund: Während der Verkauf von Cannabis in Coffeeshops seit Jahren geduldet wird, blieb die Produktion bislang illegal – ein Widerspruch, den das Experiment auflösen soll. Begleitet wird das Experiment von einer wissenschaftlichen Studie, die die Auswirkungen auf Gesundheit, Sicherheit, Kriminalität und soziale Ordnung untersucht. Ziel ist es, zu prüfen, ob eine geschlossene und staatlich kontrollierte Lieferkette für Cannabis möglich ist, die sowohl Qualitätssicherung als auch Eindämmung des illegalen Marktes ermöglicht.

Was Europa daraus lernen kann

Interessanterweise zeigt sich in beiden Ländern ein ähnliches Muster: Der Wille, eine pragmatische Cannabispolitik zu gestalten, die gesellschaftliche Realitäten anerkennt und dabei konsequent auf Kontrolle, Prävention und Konsumentenschutz setzt. In den Niederlanden lässt man den Produzenten zunächst etwas mehr Zeit, etwa beim Haschisch-Angebot, um eine konstante Versorgung sicherzustellen. Parallel läuft ein begleitendes Forschungsprojekt, das die Auswirkungen des Experiments auf Gesundheit, Sicherheit und Kriminalität evaluieren soll.

Was lässt sich daraus für Deutschland ableiten? Zum einen, dass Regulierung auch jenseits der Rhetorik machbar ist – wenn man sie konsequent durchdenkt und gesellschaftliche, wirtschaftliche und gesundheitspolitische Aspekte zusammenbringt. Zum anderen zeigt sich, dass der europäische Weg sich nicht in Symbolpolitik erschöpfen darf, sondern konkrete Modelle liefert, wie man mit Cannabis verantwortungsvoll umgehen kann. Die Schweiz und die Niederlande machen es vor.

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Mit besten Grüßen

Jakob Sons

Gründer von Cansativa

Benedikt Sons

Gründer von Cansativa