Das Endocannabinoid-System: Was ist das überhaupt?
Das Endocannabinoid-System (ECS) ist ein komplexes Netzwerk aus Verbindungen, Rezeptoren und Enzymen, das im menschlichen Körper vorkommt. Es beeinflusst zahlreiche physiologische Prozesse, darunter Schmerzregulation, Gehirnentwicklung, Appetit, Fortpflanzung und die Bewegungen des Verdauungstrakts. Diese Systeme sind bei nahezu allen Lebewesen vorhanden – mit Ausnahme von Insekten – und belegen damit ihre zentrale Bedeutung für essentielle Körperfunktionen.[1]
Das ECS erhielt seinen Namen durch die Entdeckung, dass bestimmte Verbindungen der Cannabispflanze, sogenannte Phytocannabinoide, ähnliche Wirkungen entfalten können wie körpereigene Endocannabinoide. Der wichtigste psychoaktive Bestandteil von Cannabis, Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC), bindet an die gleichen Rezeptoren wie diese natürlichen Substanzen.
Obwohl das ECS bereits in den 1960er-Jahren entdeckt wurde, sind viele seiner Funktionen noch nicht vollständig entschlüsselt. Besonders seine geschlechtsspezifischen Auswirkungen sind bisher unzureichend erforscht.
Warum ist das ECS für die Frauengesundheit relevant?
Bekannt ist, dass das ECS eng mit hormonellen Prozessen verknüpft ist.[2] Studien zeigen, dass es eine Rolle bei der Regulation des Menstruationszyklus, der Fruchtbarkeit und der Wechseljahre spielt.[3] Besonders spannend ist das Potenzial für die Behandlung frauenspezifischer Erkrankungen wie Endometriose, Prämenstruelles Syndrom (PMS) oder chronische Schmerzen. Das ECS könnte ein Schlüssel für neue Therapieansätze sein – doch bislang gibt es nur wenige gezielte klinische Studien, die Medizinalcannabis für diese Indikationen untersuchen.
Ein besseres Verständnis des ECS wäre nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht wünschenswert, sondern auch dringend notwendig. Frauen werden in der medizinischen Forschung oft vernachlässigt, und viele ihrer Beschwerden werden noch immer unterdiagnostiziert oder mit unzureichenden Methoden behandelt. Medizinalcannabis könnte hier eine alternative oder ergänzende Option sein, insbesondere für Patientinnen, die auf konventionelle Therapien nicht ausreichend ansprechen. Zudem leiden Frauen häufiger an chronischen Schmerzen, was eines der häufigsten Anwendungsgebiete von Medizinalcannabis darstellt. Daher ist es umso wichtiger, Schmerzempfinden und die Reaktion auf Schmerzmittel geschlechtsspezifisch zu untersuchen.[4]
Warum wir mehr geschlechtsspezifische Forschung brauchen
Zum diesjährigen Internationalen Frauentag ist es an der Zeit, dieses Thema stärker in den Fokus zu rücken. Ein besseres Verständnis des ECS könnte nicht nur dazu beitragen, Medizinalcannabis gezielter einzusetzen, sondern auch neue Türen für eine personalisierte Medizin öffnen. Denn eine geschlechtsspezifische Betrachtung in der Cannabisforschung ist längst überfällig.
[1] Fowler, C. J. (2010). Anandamide uptake explained? Trends in Pharmacological Sciences, 33(4), 181–185.
[2] Santoro, A., Mele, E., Marino, M., Viggiano, A., Nori, S. L., & Meccariello, R. (2021). The complex interplay between the endocannabinoid system and the estrogen system in the central nervous system and periphery. International Journal of Molecular Sciences, 22(2), 972. https://doi.org/10.3390/ijms22020972
[3] Di Blasio, A. M., Vignali, M., & Gentilini, D. (2013). The endocannabinoid pathway and the female reproductive organs. Journal of Molecular Endocrinology, 50(1), R1-9. https://doi.org/10.1530/JME-12-0182
[4] Schmerzgesellschaft. (n.d.). Schmerz bei Frauen und Männern. Abgerufen von https://www.schmerzgesellschaft.de/patienteninformationen/besonderheiten-bei-schmerz/schmerz-bei-frauen-und-maenner
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Jakob Sons
Gründer von Cansativa

Benedikt Sons
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