1. Was ist das Grashaus Project und wer steckt dahinter?

Grashaus Projects ist ein Pilotversuch im Schweizer Kanton Baselland, der die legale Abgabe von Cannabis untersucht und deren Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Teilnehmer erforscht. Unsere Studie zielt darauf ab, ob durch die legale Abgabe und fachliche Beratung, die über unser Fachgeschäft-Modell erfolgt, der Safer Use gefördert werden kann. Im Rahmen dieses Projekts gibt es zwei Abgabestellen, eine in Allschwil und eine in Liestal. Das Projekt ist auf bis zu knapp 4000 Teilnehmer ausgelegt, aktuell haben sich ungefähr 1000 Personen registriert. Die Studie läuft bis zu fünf Jahre, und die Teilnahme ist an bestimmte Kriterien gebunden: Man muss in Baselland wohnen, volljährig sein, bestimmte gesundheitliche Voraussetzungen erfüllen und bereits regelmäßiger Cannabiskonsument:in sein. Hinter dem Projekt steht die Sanity Group, die in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) in Zürich den wissenschaftlichen Teil des Projekts übernimmt. Wichtig zu erwähnen ist, dass das Projekt gemeinnützig ist – alle Gewinne werden entweder in die Cannabisforschung oder in Suchtprävention reinvestiert.

2. Welche Ziele sollen mit dem Projekt erreicht werden?

Unser Projekt, wie auch die anderen Pilotprojekte in der Schweiz, zielt darauf ab, zu untersuchen, ob und wie eine Legalisierung in der Schweiz Mehrwert schaffen kann. Durch die Pilotprojekte sollen verschiedene Wege der legalen Abgabe erforscht werden, wobei die Konsumdaten der Teilnehmenden wissenschaftlich begleitet und analysiert werden. Dabei steht der Schutz der Konsument:innen sowie die Schadensminderung im Vordergrund. Ein weiteres Ziel ist es, durch Aufklärung den Safer Use zu fördern und Cannabis zu entstigmatisieren und aus der “Schmuddelecke” holen, sodass es als normaler Bestandteil der Gesellschaft akzeptiert wird. So hoffen wir, eine verantwortungsvolle und wertschaffende Legalisierung zu unterstützen.

3. Welche Herausforderungen gab es denn bei der Umsetzung?

Die größte Herausforderung war die Zusammenarbeit mit den Behörden, insbesondere mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), als unseren wichtigsten Stakeholdern. Der Genehmigungsprozess war langwierig und erforderte viel Geduld, da zahlreiche Rückfragen und Anpassungen notwendig waren. Dies kann vor allem für kleinere Organisationen mit begrenzten Ressourcen eine erhebliche Hürde darstellen. Auch die Akzeptanz in der lokalen Gemeinschaft war ein wichtiges Thema, und wir mussten Überzeugungsarbeit leisten, um Unterstützung vor Ort zu gewinnen. Zudem ist es eine Herausforderung, potenzielle Teilnehmende zu erreichen, da es strikte Regeln für die Kommunikation über die Studie gibt.

Ein weiterer Aspekt, den wir beobachten, ist, dass die Preisgestaltung der Produkte eine Herausforderung darstellt und nicht immer als attraktive Alternative zum illegalen Markt wahrgenommen wird. Einige Konsument:innen empfinden die Preise als zu hoch, besonders im Vergleich zu günstigeren Angeboten von Dealern, die oft Mengenrabatte anbieten. Solche Preisaktionen sind in unseren Studien nicht möglich, da sie den Konsum anregen könnten. Die höheren Preise resultieren auch aus den höheren Produktionskosten und der Tatsache, dass nur wenige inländische Anbauer zugelassen sind, was die Auswahl begrenzt. Da es aufwendig ist, neue Produkte in die Studie aufzunehmen, bleibt die Produktvielfalt eingeschränkt. Viele Cannabis-Enthusiasten probieren gerne neue Sorten aus, und aufgrund der Preise und der begrenzten Auswahl könnten einige Teilnehmer zum illegalen Markt zurückkehren.

4. Welche ersten Erkenntnisse oder Trends sind bereits aufgefallen?

Nach den ersten sechs Monaten haben wir eine Zwischenauswertung durchgeführt. Dabei stellten wir fest, dass die Teilnehmer zuvor an 20 Tagen im Monat Cannabis aus illegalen Quellen konsumierten, während es jetzt nur noch 10 Tage sind – eine Halbierung der illegalen Nutzung, was wir als positiven Trend werten. Interessant ist auch, dass der Konsum von Blüten leicht zurückgeht, während der Gebrauch von Extrakten um 50% gestiegen ist, was positiv ist, da diese Produkte nicht geraucht werden und zu den Safer Use Produkten gehören. Hochprozentige THC-Produkte sind nach wie vor am beliebtesten, vermutlich aufgrund von Gewohnheiten aus dem illegalen Markt, wo oft hohe THC-Gehalte angegeben werden, die in der Realität selten erreicht werden.

5. Welche Learnings könnten für die deutsche Legalisierung interessant sein, sobald Modellprojekte auch in Deutschland möglich gemacht werden?

Was sehr gut gemacht wird und was Deutschland unbedingt übernehmen sollte, ist das Testen verschiedener Abgabemodelle. In Deutschland könnte dies über Social Clubs, Apotheken, Fachgeschäfte und vielleicht sogar über Konsum-Lounges, ähnlich wie Coffee Shops, geschehen – etwas, das in den Schweizer Pilotversuchen noch nicht möglich ist. So kann man am besten herausfinden, welche Modelle am meisten Aufklärung, Safer Use und Empowerment fördern.

Ich hoffe auch, dass Deutschland, wie in der Schweiz, nicht nur den Verkauf von Blüten und Haschisch ermöglicht, sondern auch von Edibles, oralen Extrakten und möglicherweise auch Produkten wie Rosin und Vape-Pens, die in der Schweiz derzeit noch nicht erlaubt sind. Der Bedarf ist da: Viele Menschen möchten alternative Konsumformen ausprobieren, weg vom Tabak, und Produkte nutzen, die ihre Lunge schonen.

Ein weiterer Punkt ist die Beschaffung der Produkte. In der Schweiz stammen alle Produkte von lizenzierten, inländischen Anbauern, was die Produktauswahl einschränkt, da der Import nicht erlaubt ist. Um eine echte Alternative zum illegalen Markt zu schaffen, sollte Deutschland mehr Freiraum gewähren, sei es durch den Import von Cannabis von internationalen Produzenten oder durch einen leichteren Zugang zu Lizenzen für kleinere Anbauer. Dies würde die Produktvielfalt erhöhen und die Attraktivität der legalen Angebote steigern.

Ein weiterer positiver Aspekt ist der Aufnahmeprozess für die Studie. Ich halte es für sehr wichtig, dass Teilnahmekriterien festgelegt und überprüft werden, denn am Ende des Tages geht es darum, die Gesundheit der Teilnehmenden zu schützen und zu priorisieren.

Sons(t) noch was?

Habt Ihr spezielle Fragen oder Anregungen für das Cannabis-Briefing? Dann schreibt uns eine Mail an briefing@cansativa.de. Wenn Ihr Interesse habt, mit uns die Cannabisbranche zu revolutionieren, dann bleibt dran und folgt unseren Briefings!

Wir wünschen eine gute Lektüre!

Mit legalisierenden Grüßen

Jakob Sons

Gründer von Cansativa

Benedikt Sons

Gründer von Cansativa