Endometriose: Ein chronisches und bis heute unheilbares Leiden
Die Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die vergleichsweise wenig Beachtung findet. Sie betrifft etwa 8 bis 15 Prozent aller Personen mit einer Gebärmutter und zählt damit zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Es handelt sich hierbei um eine Systemerkrankung, die sich auf den gesamten Körper auswirkt und keinen einzelnen Entzündungsherd hat. Dabei wächst eine Wucherung der Muskelschicht der Gebärmutter außerhalb dieser, beispielsweise im Bauch- und Beckenraum, am Darm oder an den Eierstöcken. Die Folgen sind unter anderem chronische Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen des betroffenen Gewebes, starke Schmerzen und Krämpfe, die über Unterleib bis in den Rücken und die Beine ausstrahlen können. Da die Ursache nach derzeitigem Stand der Wissenschaft noch nicht geklärt ist, gibt es bis heute noch keine Behandlung, mit der die Endometriose ursächlich geheilt werden kann. Insgesamt ist etwa die Hälfte der Betroffenen dauerhaft behandlungsbedürftig [i].
Die Endometriose kann auf verschiedene Weise behandelt werden: medikamentös oder operativ durch die Entfernung der Endometriose-Herde. Weitere mögliche Therapien zielen zum Beispiel auf den Hormonhaushalt oder die Ernährung ab. Betroffene, die eine medikamentöse Therapie erhalten, bekommen in der Regel Schmerzmittel verschrieben, die ihre Schmerzsymptome behandeln und lindern [ii]. Dies birgt auch Risiken: So kann eine lange und regelmäßige Einnahme zu Abhängigkeit und Gewöhnungseffekten führen; auch können Schmerzmittel Organe wie die Leber oder Niere dauerhaft schädigen. In den letzten Jahren wird die Behandlung mit medizinischem Cannabis auch langsam als eine mögliche Option in der Therapie von Endometriose erforscht.
Medizinalcannabis als wirkungsvolle Komponente einer Endometriosetherapie
Medizinisches Cannabis hat sich als vielversprechende Komponente der Behandlung von Endometriose erwiesen [iii]. Forscher:innen haben sich in den vergangenen Jahren mit Medizinalcannabis als Behandlungsmittel für Endometriose befasst und dabei insbesondere die Interaktion von Cannabinoiden mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System sowie dem Darm untersucht. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass Cannabis das Potenzial hat, eine Reihe von Endometriose-Symptomen zu lindern [iv].
Cannabinoide wie THC und CBD interagieren mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System, das an der Schmerzregulation beteiligt ist. Diese Verbindungen können neuropathische Schmerzen, die häufig bei Endometriose auftreten, lindern und Entzündungen reduzieren, was ebenfalls zu einer wirksameren Schmerzlinderung führt. Bekannte Interaktionen mit dem Endocannabinoid-System betreffen zwei Endocannabinoid-Rezeptoren: Der CB1-Rezeptor und der CB2-Rezeptor. Ersterer sitzt auf den Nervenzellen und kommt in großer Zahl in der Gebärmutter vor. Interagiert das Cannabis mit dem Rezeptor, so wird eine Schmerzhemmung erzeugt. Der zweite Rezeptor sitzt im Immunsystem – bei einer Interaktion mit Cannabis werden Entzündungsreaktionen gehemmt [v].
Forschungsergebnisse legen nahe, dass Medizinalcannabis aufgrund seiner vielfältigen therapeutischen Wirkungsweisen das Potenzial hat, mehrere Symptome gleichzeitig zu adressieren. Es wird untersucht, inwiefern medizinisches Cannabis nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch begleitende Symptome wie Krämpfe, Übelkeit, Schlafstörungen und Angstzustände, die häufig bei Endometriose auftreten, positiv beeinflussen kann. Anwenderberichte von Frauen, die ihre Erkrankung mit Cannabis therapieren, deuten darauf hin, dass sie Verbesserungen bei Schlafqualität und eine Reduzierung von Übelkeit und Erbrechen erfahren. Diese Erkenntnisse eröffnen die Perspektive auf einen ganzheitlicheren Behandlungsansatz, der die Lebensqualität der Betroffenen verbessern könnte.
Die Behandlung mit Medizinalcannabis erfolgt der Regel durch die Einnahme von Ölen oder Kapseln sowie durch die Verwendung von Verdampfern. Dies ermöglicht eine individuelle Dosierung je nach Bedarf, die in Absprache mit dem behandelnden Arzt festgelegt wird. Durch diese individualisierte Behandlung haben die Patient:innen eine bessere Kontrolle über ihre Symptome und können die Therapie ganz ihren Bedürfnissen entsprechend anpassen. Zudem ist die Therapie für die Betroffenen schonender: Es gibt Hinweise, dass Medizinalcannabis weniger und schwächere Nebenwirkungen hat und besser verträglich ist [vi].
Mehr Forschung als Mittel zur Verbesserung der Therapiemöglichkeiten
Trotz erster vielversprechender (Forschungs-)Ergebnisse und der zunehmenden Akzeptanz von medizinischem Cannabis als Therapieoption für Endometriose stehen wir immer noch am Anfang der Möglichkeiten dieser Behandlungsmethode. Es bedarf weiterer umfassender klinischer Studien und Forschung, um das volle Potenzial von medizinischem Cannabis und seiner Wirkstoffe bei der Behandlung von Endometriose und anderen Erkrankungen zu verstehen.
Ein verstärktes Engagement in der Forschung und Entwicklung von medizinischem Cannabis ist daher unerlässlich, um innovative und wirksame Therapien zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Patient:innen gerecht werden. Die Förderung der Forschung im Medizinalcannabis-Bereich ist dafür entscheidend. Nur durch eine kontinuierliche Investition in Forschung und Entwicklung können wir die Gesundheitsversorgung für Personen mit Endometriose, aber auch andere Schmerzpatient:innen weiter verbessern und ihre Lebensqualität nachhaltig erhöhen.
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Mit legalisierenden Grüßen
Jakob Sons
Gründer von Cansativa
Benedikt Sons
Gründer von Cansativa
Quellen:
[i] Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V.. (2023). Was ist Endometriose. Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V.. https://www.endometriose-vereinigung.de/was-ist-endometriose/
[i] Frauenärzte im Netz. (14.12.2021). Endometriose: Therapie. Frauenärzte im Netz. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/endometriose/therapie/
[ii] Frauenärzte im Netz. (14.12.2021). Endometriose: Therapie. Frauenärzte im Netz. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/endometriose/therapie/
[iii] Sinclair, J., Collett, L., Abbott, J., Pate, D. W., Sarris, J., & Armour, M. (2021). Effects of cannabis ingestion on endometriosis-associated pelvic pain and related symptoms. PloS One, 16(10), e0258940. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0258940
[iv] Sinclair, J., Collett, L., Abbott, J., Pate, D. W., Sarris, J., & Armour, M. (2021). Effects of cannabis ingestion on endometriosis-associated pelvic pain and related symptoms. PloS One, 16(10), e0258940. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0258940
[v] de Souza, H. F. (14.11.2023). Cannabis shows promise in easing endometriosis pain, new research suggests. News Medical. https://www.news-medical.net/news/20231114/Cannabis-shows-promise-in-easing-endometriosis-pain-new-research-suggests.aspx
[vi] de Souza, H. F. (14.11.2023). Cannabis shows promise in easing endometriosis pain, new research suggests. News Medical. https://www.news-medical.net/news/20231114/Cannabis-shows-promise-in-easing-endometriosis-pain-new-research-suggests.aspx
Jakob Sons
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Benedikt Sons
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