Ein erster Überblick: Das Jahr beginnt mit vielen offenen Fragen
Das Jahr 2024 steht bisher ganz im Zeichen der mit Spannung erwarteten Verabschiedung des Cannabisgesetzes durch den Deutschen Bundestag. Zwar entspricht der aktuelle Entwurf des Cannabisgesetzes nicht den in den Koalitionsverhandlungen vorgestellten Plänen, dennoch wäre die Verabschiedung ein großer Schritt zur weiteren Entstigmatisierung von Cannabis. Nach der ersten Lesung und der Einarbeitung der Änderungen aus dem parlamentarischen Prozess, sind die nächsten erwarteten Schritte nun die 2. und 3. Lesung im Bundestag. Dort wird sich zeigen, inwieweit sich die in der Zwischenzeit besprochenen Änderungen im Abstimmungsentwurf wiederfinden.
Sollte das CanG, wie derzeit noch geplant, zum 1. April in Kraft treten, wäre dies ein starkes Signal an die Patient:innen sowie an Industrie und Fachkreise. Die Entwicklungen auf legislativer Ebene werden jedoch weiterhin von einer anhaltenden Debatte über die Risiken und Umsetzungsmöglichkeiten des Vorhabens überschattet, so dass auch jetzt im Januar noch viele Fragen über die nächsten Schritte der Cannabisreform offen sind. Während das CanG als „erste Säule“ wichtige Weichen stellt, ist bisher nur sehr wenig von einer baldigen Umsetzung professioneller Lieferketten im Sinne der kommerziellen Abgabe zu spüren.
Sieben Jahre Medizinalcannabis: Auch hier bringt 2024 Veränderung
Gleichzeitig wird das Jahr 2024 nicht nur im Sinne einer allgemeinen Legalisierung, sondern auch hinsichtlich Medizinalcannabis einen Wendepunkt darstellen. Nach sieben Jahren könnten sich große Veränderungen für Cannabis als Medizin ergeben: In der bisher bekannten Variante des CanG wird Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz herausgelöst. Das könnte nicht nur einen großen Beitrag zur Entstigmatisierung leisten, sondern wird durch den Wegfall einiger Vorschriften zur BtM-Dokumentation oder -Lagerung auch erwartbar zu einer Entlastung von Apotheken und verschreibenden Ärzt:innen führen. Dementsprechend ist damit zu rechnen, dass es für Patient:innen deutlich leichter werden wird, Zugang zu einer Cannabistherapie zu erlangen. Hier besteht eine große Chance, die Lücke zwischen den Patient:innen, die aktuell bereits Zugang zu einer Cannabistherapie haben, und denen, für deren Leiden eine Cannabistherapie eine Chance darstellt, zu schließen.
Cannabisreformen beschränken sich nicht auf das Cannabisgesetz und auch nicht auf die beiden Reformvorhaben, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach so sichtbar im Bild der zwei Säulen beschrieben hat. Eine Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) über die Kostenübernahme durch die Krankenkassen steht noch aus. Damit wird das Ringen um die Kostenerstattung für Patient:innen und die damit verbundenen Risiken einer Verschreibung für Ärzt:innen adressiert. Beides sind längst überfällige Veränderungen, die nicht nur eine bürokratische Hürde nehmen, sondern auch ein großes Stück Unsicherheit aus der Verordnung von Medizinalcannabis nehmen würden.
Die Reformen zeigen: Fachpolitik bedeutet Auge fürs Detail.
Dies zeigt sich in den weitreichenden Veränderungen, die selbst kleine Anpassungen in den Reformen mit sich bringen können. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist es möglich, dass der Anbau von Medizinalcannabis in Deutschland in Zukunft nicht mehr in gleicher Art wie bisher mengen- oder produktbeschränkt sein wird. Welche Auswirkungen diese Veränderung mittelfristig auf den Import von Medizinalcannabis haben wird, ist derzeit schwer abzuschätzen. Insgesamt erscheint eine Erleichterung der Produktion allerdings wie ein gutes Zeichen im Sinne stabiler Lieferketten und sicherer Produktinnovation.
Dennoch gilt bis heute: Der Zugang zu einer cannabisbasierten Therapie gestaltet sich für viele Patient:innen weiterhin oftmals schwierig und muss dringend vereinfacht werden. Kommt eine solche Therapie in Betracht, bedarf es vor allem eines umfassenden Informationsangebots sowie einer transparenten und vorurteilsfreien Beratung über die jeweiligen Vor- und Nachteile durch Fachpersonal. Sowohl im Gesundheitswesen als auch bei den Patient:innen muss mehr Klarheit über die therapeutischen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen und Erwartungen müssen Politik, Gesellschaft und Industrie in diesem Jahr noch intensiver an einem Strang ziehen, um weitere Verbesserungen für Patient:innen zu erwirken und ihre Situation nachhaltig zu festigen. Nur so können zukünftig Versorgungsprobleme effizient gelöst, die Weichen für Produktinnovationen gestellt und Patient:innen erfolgreich behandelt werden.
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Wir wünschen eine gute Lektüre!
Mit legalisierenden Grüßen
Jakob Sons
Gründer von Cansativa
Benedikt Sons
Gründer von Cansativa
Jakob Sons
Gründer von Cansativa
Benedikt Sons
Gründer von Cansativa