Seit der Legalisierung von Medizinalcannabis in Deutschland im Jahr 2017 hat die Branche eine rasante Entwicklung durchlaufen. Doch während einige die aktuelle Phase als “Green Rush” bezeichnen, in Anlehnung an die Entwicklung in den USA, fragen sich andere, ob sich der Markt bereits in Richtung Konsolidierung bewegt. Diese Frage gewinnt vor dem Hintergrund politischer Unsicherheiten und regulatorischer Entwicklungen zunehmend an Bedeutung.

Was ist der “Green Rush”?

Der Begriff “Green Rush” entstand 2012 in den USA, als Washington und Colorado als erste Bundesstaaten Cannabis legalisierten. Dieser wirtschaftliche Boom lockte zahlreiche Unternehmer und Investoren an, die von den neuen Marktchancen profitieren wollten. Pioniere suchten nach einem neuen “grünen Gold”. Auch in Deutschland erlebte die Cannabisindustrie einen Boom, insbesondere mit der Streichung von Medizinalcannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz im April 2024. Diese Entwicklung hat die Verschreibung erleichtert und bürokratische Hürden abgebaut und das Wachstum angekurbelt.

Ein Rückblick: Von der Ernüchterung zur neuen Dynamik

Als die Ampelregierung in ihrem Koalitionsvertrag 2021 eine weitreichende Legalisierung von Cannabis ankündigte, löste das eine Welle von Begeisterung und Optimismus in der Branche aus. Viele Unternehmen bereiteten sich auf einen schnell wachsenden Markt vor, der sowohl Medizinal- als auch Freizeitcannabis umfassen würde. Doch Ende 2022 zeichnete sich immer deutlicher ab, dass diese Legalisierung in der ursprünglich geplanten Form nicht umgesetzt werden würde.

Die Erwartungen der Branche wurden stark gedämpft, und es machte sich eine gewisse Ernüchterung breit. Einige sprachen von einer bevorstehenden Konsolidierung. Diese Sorgen haben sich mit der Streichung von Medizinalcannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz und den daraus resultierenden Wachstumschancen wieder gelegt. Doch der Markt steht vor Herausforderungen: Die Einführung von kommerziellen Lieferketten (Säule II) wird dringend benötigt, um den Freizeitkonsum, der nun ja legalisiert ist, ausreichend zu bedienen.

Regulatorische Unsicherheiten und politische Herausforderungen

Aktuell wirkt der Markt weiterhin dynamisch und wachsend. Beim Executive Summit vorletzte Woche in Berlin kamen Expertenmeinungen diesbezüglich zu Wort. Nur etwa 20 % der Bevölkerung ist aktuell über die Verfügbarkeit von Medizinalcannabis als Therapie informiert. Aufklärung, Entstigmatisierung sind weiterhin essenziell, um die Therapieform zu verbreiten und das noch unerschlossenes Potenzial auszuschöpfen. In dieser Phase steht Zusammenarbeit über den Wettbewerb. Gemeinsame Anstrengungen sind notwendig, um Bewusstsein zu schaffen und den Markt zu entwickeln.

Die Mehrheit ist sich einig: Es ist noch zu früh für eine Konsolidierung. Der Markt bleibt lebendig, und es gibt weiterhin Raum für Innovationen, Wachstum und neue Akteure. Doch Die nächste Bundestagswahl wirft ihren Schatten voraus, und die Unsicherheit über die Zukunft der Regulierung macht der Branche zu schaffen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass stabile Rahmenbedingungen entscheidend für nachhaltiges Marktwachstum sind. Die deutsche Medizinalcannabisbranche ist noch jung und benötigt langfristige Perspektiven, die Planungssicherheit bieten.

Mit dem bevorstehenden Regierungswechsel steht die Frage im Raum, ob die bisherigen Fortschritte erhalten bleiben oder der Markt auf den Stand von vor dem 1. April 2024 zurückgeworfen wird – ein Szenario, das sowohl die Branche als auch Patient:innen in Unsicherheit versetzt. Dabei zeigt ein Blick ins Ausland, dass ein globales Umdenken spürbar ist. In vielen Ländern wird Cannabis zunehmend als Medizin anerkannt, was zu einem weltweit steigenden Bedarf führt. Deutschland hat das Potenzial, Vorreiter in Europa zu bleiben. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Weichen für eine stabile und innovative Zukunft der deutschen Cannabisindustrie zu stellen.

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Mit besten Grüßen

Jakob Sons

Gründer von Cansativa

Benedikt Sons

Gründer von Cansativa